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11 Februar

01.02.11  

Ich bin wieder in Berlin. Was mache ich? Auf meinem externen Monitor schaue ich Al Jazeera-Online. Wie für die Mehrzahl der Amerikaner gibt es im deutschen Kabelnetz kein Al Jazeera. Auf meinem Laptop lese ich die Live-Ticker von Spiegel, Süddeutsche und heute auch TAZ. Ganz früh heute morgen habe ich auch die Berichte und Kommentare der NYT, Newsweek und Time gelesen und hatte danach den Eindruck, was auch immer in Ägypten passieren wird, entscheidet sich letzten Endes nicht in Ägypten, sondern in den USA. Ich denke nicht, dass die Recht haben.
Auf dieser Seite kann übrigens jeder die Twitter - Nachrichten zur Revolution in Ägypten lesen. Es ist auch ein Kampf des Internets gegen das Regime in Ägypten, das das Internet seit 5 Tagen komplett abgeschaltet hat.
Gerade wollte ich meine ägyptische Freundin, die mitten drin mit ihrer Tochter und Freundinnen auf dem Tahrir-Platz ist, anrufen. Ich kriege nur eine arabische Antwort, dass das nicht mehr möglich ist. Auf Twitter kriege ich die Bestätigung von anderen tweets, dass es jetzt so ist.

02.02.11  
Nach Mubaraks Ansprache an sein Volk gestern Abend um 22 Uhr. Zwei Stunden später Obamas Rede gestern Nacht (kommt gleich nach der Reklame).
Ich kanns kaum glauben, das Internet in Ägypten funktioniert wieder. Vermutlich mit Barack Obamas Hilfe.
Jetzt 13.30 Uhr ist schon wieder alles anders auf dem Tahrir Square. Nachdem Mubarak am Donnerstag seine Polizei mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern beauftragt hat, die Demonstrationen zu beenden und am Sonntag Kampfflugzeuge im Tiefflug über den Demonstranten hat fliegen lassen, um diese einzuschüchtern, kommen heute jede Menge Pro-Mubarak-Leute auf den Platz. Bei Twitter sagen sie, dass diese dafür 400 ägyptische Pfund bekommen. Diesem Mann ist wirklich alles egal. Er sollte woanders Schach spielen. Ich denke, das ist jetzt sein allerletzter Zug, denn auf sein Volk schießen lassen, kann er nicht. Oder doch? Wenn ich ein Ägypter wäre (was ich, als Mann meiner ägyptischen Frau) ein bisschen schon bin, würde ich wahrscheinlich am "Departure Day" am Freitag nicht auf den Tahrir Square gehen. Aber vielleicht doch, denn man muss bereit sein, für eine Sache, die wichtig ist, auch zu sterben. Das hat mir Fred Kelemen beim Drehen von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" am letzten Drehtag gesagt. Da haben wir die Motorradszenen gedreht. Ich habe ihn gefragt, ob er bei einer Testfahrt mit mir Angst hatte. Ich war tief beeindruckt.
Oh Gott, es geht noch weiter, jetzt kommen Leute mit Pferden und Kamelen auf den Tahrir-Platz.
03.02.11   Jetzt hat auch das deutsche Fernsehen entdeckt, dass in Ägypten etwas Unglaubliches passiert. In "hart aber fair" durften kompetente Menschen ihre Meinungen sagen. Den besten Überblick über den 9. Tag der Revolution in Ägypten (LINK) brachte gestern die Online Redaktion der "Zeit".
Ich bin erschöpft von den Dingen, die man am 10. Tag der Revolution auf Al Jazeera sehen kann und vom Lesen der latest news in den Zeitungen. Eine Freundin meiner ägyptischen Frau wurde heute unter der 6th of October-Bridge, die die Insel Zamalek mit dem Tahrir-Platz verbindet, um ein Haar von Mubarak-Leuten gekidnappt, konnte aber irgendwie denen entkommen. Das Regime, oder das Militär verhaftet heute ausländische Journalisten. Das Militär scheint inzwischen die Demonstranten zu beschützen. Ich habe den Eindruck, da weiß keiner mehr in der Regierung, was der andere tut.
Morgen ist in Ägypten Sonntag und alle gehen in die Moscheen und beten. Die Demonstranten sagen, das ist "The Day of Departure" und hoffen, dass an diesem Tag Mubarak in ein Flugzeug steigt und in ein Land fliegt, wo er mit seinen vierzig Milliarden Dollar Taschengeld seine letzten Tage oder Jahre glücklich verbringen kann. Sollte er sterben, werden sie vielleicht keine Einwände haben, dass sein Leichnam in Ägypten beerdigt wird, denn darauf hat er in seiner Rede am Dienstag wert gelegt. Eine Pyramide werden die Ägypter ihm aber sicher nicht bauen.
04.02.11   Die Schlagzeile der New York Times heute: "U.S. Discusses Plan for Mubarak to Quit".
05.02.11   Gestern morgen früh auf Twitter: "Perhaps ironically, we're told Tahrir Square is the safest place in town. Elsewhere around cairo there's danger and less cover." Und so war es dann auch am "Day of Departure" auf dem Tahrir-Platz. Mubarak ist allerdings nicht "abgereist".
Interessante Blogs sind bei ZEIT-Online, bei der FAZ "West-östliches Sofa, und in der TIME - da kann man die Antworten von Barack Obama auf eine Pressekonferenz (LINK) von gestern Abend transkribiert lesen.

Ein Bild aus einem tollen Video vom "Marsch der Millionen" am 1. Februar, das auf Vimeo (LINK) veröffentlicht ist.
Jetzt habe ich mir die Zeit genommen, bin dem Rat des "West-östlichen Sofas" der FAZ gefolgt (LINK) und habe den Text des Politologen Paul Amar "Why Mubarak is Out" ausgedruckt und in Ruhe gelesen. Wer's mir nachmacht, wird das, was in Ägypten zur Zeit geschieht, mit Sicherheit besser verstehen. Für jeden deutschen Politiker, der mit Ägypten zu tun hat, müsste er Pflichtlektüre werden. Aber auch für deutsche Journalisten, die über Ägypten schreiben. Und für alle "Fachleute", die in Talkshows über Ägypten reden.
Dass heute morgen im Sinai eine Gaspipeline, die nach Israel und Jordanien führt, von "Terroristen" zur Explosion gebracht wurde, ist danach nicht weiter verwunderlich.

Die Explosion der Gaspipeline.
Auf Twitter lese ich: "A people who can build Pyramids, can build a new nation and remove an immovable object. The world awaits." Ich liebe den Humor der Ägypter. Es gibt in ihrer Nachbarschaft ja auch sowas Ähnliches - den "jüdischen Humor" (oder darf man das nicht mehr so nennen?). Al Jazeera berichtet nicht mehr soviel vom Tahrirplatz, deshalb muss ich auf die Twitterseite gehen und erfahre, dass es jetzt=15h MEZ dort regnet, was in Kairo ja nur extrem selten passiert. Hat Mubarak das gemacht, damit die Demonstranten endlich vom Platz verschwinden? Oder hat er nur zu seinem Gott (ich sage sehr bewusst nicht Allah) gebetet und der hat ihm den Wunsch erfüllt? Beides kann ich mir nicht vorstellen.
Jetzt sehe ich wieder den Tahrirplatz. Der Regen scheint schon wieder aufgehört zu haben, und einige Leute da sind dabei zu beten.
Ich muss das mal den Leuten sagen, die mein Blog lesen und Neuigkeiten über "DAS ROTE ZIMMER" erwarten oder wie es mit "INS BLAUE" weitergeht. Es gibt zu beiden Filmen keine Neuigkeiten. Aber mein Kopf ist voll mit den Neuigkeiten aus Kairo. Ich lebe und mein Herz ist mehr da als hier.
06.02.11   Der "Guardian" veröffentlicht 17 Fotos vom "Day of the Martyrs" (LINK), dem 13. Tag der Revolution. Das letzte Bild zeigt Mubarak als Fußballspieler, dem der Schiedsrichter die rote Karte zeigt.
07.02.11   Auf dieser englischen Seite ein Bericht über den 13. Tag der ägyptischen Revolution (LINK), der den "Alltag auf dem Tahrirplatz" aus der Sicht einer 25jährigen Frau beschreibt.
Ein besorgter Kommentar in der Süddeutschen Zeitung (LINK) "Verfüherischer Feind". Gemeint ist damit der Alltag der 20-Millionen-Stadt Kairo mit offenen Banken, Geschäften…
Ein Tweet: "one hilarious sign today had a guy say I'm a carpenter and I'd like to know what kind of glue mubarak uses to stick to throne"
Meine ägyptische Freundin ist zurück aus Kairo und zeigt mir ihre Bilder der Revolution. Danach bin ich erschöpft. Vielleicht schaffe ich es bis morgen früh, eine kleine Auswahl davon in mein Blog zu stellen?

08.02.11   Ein Tag in Kairo.

































09.02.11  

Ein zweiter, absolut lesenswerter Text des Politologen Paul Amar (LINK) ist gestern erschienen: "Why Egypt's Progressivees Win". Inzwischen gibt's den auch in deutscher Übersetzung in der FAZ.
Außerdem kann ich das Blog "West-östliches Sofa" in der FAZ nur immer wieder empfehlen (LINK) und hoffe, dass die noch lange weiter machen!

10.02.11  

Heute beginnt die Berlinale, und ich muss meine Aufmerksamkeit (ein bisschen) von der Revolution in Ägypten abwenden. Eine erste erfreuliche Überraschung dabei: gestern ist auf einer französischen Website eine Kritik zu "PINK" (LINK) erschienen. Ich kriege Sehnsucht nach französischen Texten zu "DAS ROTE ZIMMER".
Übrigens läuft "DAS ROTE ZIMMER" während der Berlinale dreimal in Berlin im Babylon-Mitte: am Freitag, den 11. um 20.30 Uhr, am Samstag, den 12. um 21.00 Uhr am Mittwoch, den 16. um 21.00 Uhr und am Donnerstag, den 17. um 17.30 Uhr.

Ich hab das Foto heute morgen nur wegen der roten und blauen Fahnen gemacht.
Auf Twitter lese ich nach meinem Berlinalebesuch: Girl at #Tahrir holds sign: "Uncle Hosni, can you please leave so that Dad switches off #AlJazeera and turns on cartoons for me?"

11.02.11  
Es gibt schon Parallelen zwischen dem Tahrirplatz und dem Berlinale-Palast. Viele Menschen, viele Kameras, Polizei. Panzer allerdings nicht. Bevor ich dahin fahre, meiner Tochter Joya zuliebe, hörte man, dass Mubarak heute Nacht zurücktreten würde. Ich hätte lieber Al Jazeera als "True Grit" geguckt.

Bei der endlosen Eröffnungszeremonie, in der Dieter Kosslicks 10. Berlinale gefeiert und des im Gefängnis sitzenden iranischen Regisseurs Jafar Panahi - wie schon in Cannes - mit einem leeren Stuhl gedacht wurde und Isabella Rossellini einen Brief von Panahi verlas, fiel kein einziges Wort über die ägyptische Revolution. Für ein "politisches Festival" beschämend. Im Autoradio beim Nachhausefahren habe ich dann gehört, dass Mubarak nicht zurückgetreten ist.
    Wenig Erfreuliches am Morgen aus Ägypten. Erfreuliches für mich am Mittag:
mein Filmprojekt "INS BLAUE" wird in diesem Jahr gedreht.
   
Auf Twitter zu Suleiman, der den Rücktritt verkünden durfte: "Best Arabic Tweet: Suleiman spoke in less than 140 characters. Finally speaking #twitter language."

12.02.11  

Das Tilsiter-Kino schickt mir Fotos vom Berliner Publikumsgespräch am 15. Januar.



13.02.11   Im "ARD-Presseclub" wird die Frage gestellt, wer jetzt in Ägypten die Macht hat. Außerdem stellen einige der Gäste fest, dass die "Revolution 2.0" - auf Zwitter habe ich gestern gelesen:" #Egypt has invented Revolution 2.0. Time to upgrade a few more countries" - gar keine Revolution war, allenfalls ein "Revolutiönchen". Das hat tatsächlich einer gesagt!

14.02.11

  In der Mittelbayerischen Zeitung (LINK) erscheint eine Kritik zu "DAS ROTE ZIMMER", der in dieser Woche in Regensburg läuft.

Auf der Facebookseite von Whael Gonim ein Bericht über das Gespräch von 8 jungen Demonstranten mit 2 ägyptischen Generälen der Militärregierung am Sonntag, das so steht das da, sehr zufriedenstellend gewesen ist. Unterschrieben haben den Bericht Whael Gonim und Amr Salama (ein junger ägyptischer Filmregisseur).
Gerade erfahre ich bei Twitter: At talks btwen youth activists & military RT @mahagaber there was a woman there! Asmaa Mahfouz was there
15.02.11   Ich gehe zur Berlinale-Regisseursparty von Heinz Badewitz, weil es da den besten Rotwein gibt. Und weil meine Tochter Joya unbedingt will, dass ich da mit ihr hingehe. Ich erzähle Klaus Wyborny, Michael Klier, Christian Petzold und Wim Wenders von Hong Sang-soo. Keiner kennt ihn. Außerdem frage ich jeden, woran es liegt, dass 35mm-Kopien in manchen Kinos perfekt aussehen und in anderen fürchterlich. Auch darüber weiß keiner was Genaues. Immerhin meint Christian Petzold, dass Kodak ein neues Material entwickelt habe, das dieses Problem lösen soll. Auf der Kodak-Website finde ich dazu leider nichts.
17.02.11   Ein Hauch von Filmwelt heute in meiner Wohnung.

Rahel Salvodelli, die die Kuss-Labor-Assistentin in "DAS ROTE ZIMMER" gespielt hat, besucht mich und wir sprechen auch über "INS BLAUE".

Dann Livia Theuer mit Irene Höfer und eine Mitarbeiterin, die alles aufschreibt, worüber ich rede. Sie wollen einen Film über mich machen und ich sage ihnen, dass sie sich beeilen sollen.



Am Abend kommt mein Sohn und zeigt mir Fischfotos, die er im Berliner Aquarium gemacht hat.
18.02.11   Ich habe mein Auto von der Inspektion abgeholt und musste dafür durch ganz Berlin mit dem Bus fahren. Das war schön. Berlin verändert seine Konturen ununterbrochen wie eine Amöbe. Wer immer Auto fährt wie ich, kriegt das gar nicht mit. Am Nachmittag schaue ich mir den Film "Wer wenn nicht wir" von Andreas Veiel auf der DVD des Deutschen Filmpreises an und gebe nach der Hälfte oder nach Zweidritteln auf. Kein Bild, keine einzige Szene, die wie eine Filmszene funktioniert, in der das Gezeigte als Wirklichkeit neu entsteht. Immer nur Darstellungen von Gedanken, Ideen und daher einfach langweilig. Beim Nachdenken darüber werde ich richtig zornig. "Wer wenn nicht wir" ist als Film genauso unmoralisch wie eine Vergewaltigung. Kein Wunder, dass ihn Dieter Kosslick für den Wettbewerb der Berlinale ausgewählt hat. Wann verändert sich endlich auch die Berlinale in dieser Stadt?

Checkpoint Charlie

Tauentzin

Halensee. Hier stand meine Autowerkstatt, in der Serpil Turhan 2002 in "ROT UND BLAU" ein Audi-Cabrio kauft.
19.02.11   Jörg Gerle schreibt im Blog des "Filmdienst" (LINK) zum Ende der Berlinale: "Als Resümee gilt es zu konstatieren, dass der deutschsprachige Film auf der Berlinale wieder durch Handwerk und Geschichten glänzt und die unsäglichen Sperenzchen der „Berliner Schule“ (im letzten Jahr auf der Berlinale noch allzu übermächtig) keine bleibenden Schäden hinterlassen hat. Gott sei Dank!"
Man kann die diesjährige Berlinale auch ganz anders sehen, zum Beispiel so wie Ekkehard Knörer auf "Perlentaucher" (LINK).
Ich quäle mich inzwischen durch "Poll" von Chris Kraus. Wildentschlossen ihn bis zum Ende anzuschauen.
20.02.11   In einem Seminar der Universität Lüneburg wird "DAS ROTE ZIMMER" als Gegenstand poststrukturalistischen Denkens analysiert. Das gefällt mir.
22.02.11  

Das was Gaddafi und Guttenberg machen, verwirrt mich total und lässt mich in der Nacht schlecht schlafen. Wenn es einen anderen Planeten gäbe, wohin man gehen könnte, würde ich überlegen, dahin auszuwandern.
Gott sei Dank gibt es für mich etwas, was fast genau so gut ist - mein neuer Film "INS BLAUE". Ich habe heute damit angefangen, ihn vorzubereiten. Am Morgen treffe ich Serpil Turhan. Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Bei den letzten drei Filmen war das erste Treffen mit ihr immer das Startsignal. Sie wird auf jeden Fall bei "INS BLAUE" das Casting machen. Ob sie auch wieder meine Regieassistentin sein kann, weiß sie noch nicht.

Am Nachmittag treffe ich Bernadette Paasen. Wir hatten uns bereits vor der Berlinale getroffen und haben schon da über eine eventuelle Zusammenarbeit ziemlich ausführlich gesprochen. Heute war unser Gespräch noch ausführlicher. Sie wird vielleicht bei "INS BLAUE" die Kamera machen. Den Film mit der Canon 5D zu drehen, kommt für mich nicht in Frage. Auch bei der Alexa von Arri habe ich Vorbehalte, denn wahrscheinlich wird Hartmut Mausolf, mit dem ich seit 30 Jahren zusammenarbeite, sie nicht in seinem Filmgeräteverleih haben. Die RED ONE habe ich bei "DAS ROTE ZIMMER" kennengelernt und alles, was mit dieser Kamera möglich ist, hat mir gefallen. Ich denke, dass Bernadette Paasen und ich zusammenkommen werden. Wenn Apple bis zum Drehbeginn auch noch eine neue Version von Final Cut herausbringt, die mit den Möglichkeiten des Zwölfkern-MacPro Schritt halten kann, werde ich beim Schneiden von "INS BLAUE" glücklich sein. Es war schon im letzten Jahr eine Investition in die Zukunft des digitalen Filmemachens.

Bernadette Paasen erklärt mir, dass sie am liebsten mit Handkamera arbeitet. Das ist ein gutes Zeichen. Die Kamera aufs Stativ stellen, können wir immer noch.

23.02.11   Ich bin auf meinen Bauernhof "ausgewandert", da sich ein weiterer Produktionsvorbereitungstermin von "INS BLAUE" auf die nächste Woche verschoben hat. Am Abend erfahre ich noch in der Tagesschau, dass Guttenberg endgültig nicht mehr Doktor sein will.



Morgen besucht mich mein Sohn Nicolai. Wir wollten zusammen meinen Teich im Garten auspumpen, damit ich dabei nicht wie im letzten Jahr mein Leben riskiere. (Wer nicht gelesen hat, was da passiert ist: ich bin, als der Teich ein Drittel leer war, beim Reinschieben der reingefallenen Blätter reingerutscht und kam eine ganze Weile nicht mehr raus, denn die Teichfolie war überall glitschig). Ich werde es auch in diesem Jahr wieder alleine machen müssen, aber dabei sehr viel vorsichtiger sein. Auf dem Teich ist noch immer eine dicke Eisdecke.

Am Nachmittag lässt die ARD sämtliche Sendungen ausfallen und berichtet live aus dem Bundestag. Hier steht Guttenberg, eine Hand in der Hosentasche, den Abgeordenten Rede und Antwort: ein bisschen demütig, aber total cool. Besonders bei der Rede von Trittin freue ich mich, dass wir in Deutschland eine Demokratie sind und ein Parlament haben. In Libyen gibt's ja gar nichts. Nicht mal einen Präsidenten wie es ihn in Ägypten gab. Nur einen "Revolutionsführer".

Der Dorfteich kurz vor Sonnenuntergang.
25.02.11   Mit Hilfe meines Sohnes Nicolai und seiner Freundin Ina mache ich tatsächlich an einem Nachmittag meinen Garten fertig für den Frühling, der irgendwann einfach kommen muss.

Das seit Oktober herumliegende Laub wird von beiden mit meinem Rasentraktor eingesammelt. Das ist ein Kinderspiel, denn es ist strohtrocken.





Wir arbeiten bis zum Sonnenuntergang.
26.02.11   Ein Tag ist hier schöner als der andere. Leider ernähre ich mich inzwischen von Schmerztabletten, denn einer meiner wenigen verbliebenen Zähne tut so weh, dass er vermutlich gezogen werden muss. Nicolai schneidet wie vor zwei Jahren die Hecke. Danach fällt er mit der Motorsäge morsche unansehnlich gewordene Bäume.



Wenn ich ein Baum wäre, sähe ich vermutlich auch so verkrumpelt aus.



27.02.11  
Schlittschuhfahren auf dem Dorfteich.



Wir hacken ein Loch ins Eis in meinem Gartenteich, um die beiden Wasserpumpen zu testen.



Nicolai hackt ein Herz für seine Freundin Ina in das Eis. Gaddhafi kämpft noch immer gegen sein Volk. Der Weltsicherheitsrat verhängt Sanktionen gegen ihn. Unser Verteidigungsminister schweigt. Borussia Dortmund besiegt in der Bundesliga Bayern München, und heute Nacht werden die Oscars verliehen.

Ein Eisklotz auf meinem Gartenteich, einen Tag später.

Nicolai's Anfangsfeuer im Hof. Liebevoll gestapelt.

Nicolai benutzt einen Laubsauger als Gebläse. Er hat etwa eine Stunde dazu gebraucht, um ihn wieder in Gang zu kriegen, denn ich hatte schon vor mindestens drei Jahren aufgegeben, damit irgendetwas Vernünftiges damit zu machen.

Auf diesem Feuer haben wir heute unser Mittagsessen gegrillt.

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